Wer hat Angst vorm arabischen Mann?

 

Sehr vieles, was ich derzeit im Internet zu den Vorkommnissen der Kölner Silvesternacht lese, erschreckt mich zutiefst. Ich schließe damit auch die Facebook-Kommentare einiger Freunde ein, die sich quasi über Nacht plötzlich zu vehementen Verteidigern der Frauenrechte aufschwingen und dabei nicht vor rassistischen Kommentaren scheuen, egal welcher Coleur. Das, was in Köln passiert ist, ist das Vergehen von dreisten, respektlosen Kriminellen. Woher diese Männer kommen, interessiert mich dabei weniger als das, was sie dazu veranlasst hat. Die rein nationale oder gern schlicht auch religiöse Zuweisung der Täter,  ist eine brutale Verleugnung der Realität

 

Kollektives und massives Vergreifen an Frauen hat es in der Geschichte immer dann gegeben, wenn Teilgruppen der Gesellschaft massiv verroht waren und quasi keine Gesetze mehr zu gelten schienen. Sehr häufig kommt dies immer wieder in Kriegen vor, oder in quasi-bürgerkriegsähnlichen Situationen wie zuletzt in Ägypten auf dem Tahrir-Platz. Was in den Köpfen dieser Männer, die in Köln Frauen angriffen und betatschten, wohl auch in Einzelfällen versuchten sie zu vergewaltigen und dies auch erreichten, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Zu klären ist, wie solch ein massiver männlicher, zutiefst verrohter Allmachtswahn die weite Reise in ein friedliches Land überlebt.

 

Eines ist klar: Kollektive Schuldzuweisen, im Volksmund gerne „Sippenhaft“ genannt, helfen nicht weiter und widersprechen all jenen Werte, die nicht wenige gerade in Gefahr sehen. Täter sind Täter sind Täter, gleich welcher Religion, Nationalität, Hautfarbe. Fakt ist: Gerade die syrischen Flüchtlinge werden trotz der Vorkommnisse in Köln in Vergleich zur deutschen Durchschnittsbevölkerung auffällig selten kriminell. Dass auch unter den Flüchtlinge schwarze Schafe, sprich Kleinst- oder Schwerstkriminelle mit nach Deutschland kommen, ist keine Überraschung. Aber es sind statistisch bisher verschwindend wenig.

 

Die Hetze gegen Flüchtlinge, gegen muslimische Männer im Netz ist widerlich und gefährlich. Die Zahl der rechtsradikalen Straftaten ist in den vergangenen Monaten ohnehin massiv gestiegen. Die derzeitige Debatte ist auch ein Schlag ins Gesicht für diejenigen Frauen, die tagtäglich in Deutschland von Männern ohne Migrationshintergrund begrabscht, verprügelt und vergewaltigt werden.  Alle 68 Minuten wird hierzulande eine Frau vergewaltigt, die Dunkelziffer ist hoch. Die Aktion #Aufschrei, die seit ein paar Jahren das grundsätzliche gesellschaftliche Problem herabwürdigender Behandlungen von Frauen beklagt, wurde ganz besonders auch von denjenigen belächelt, die sich jetzt so aufplustern.

 

Nicht-muslimische Männer zeigen hierzulande nicht weniger respektloses Verhalten gegenüber Frauen als muslimische Männer. Tut mir leid, liebe Freunde, wenn ich euch enttäuschen muss, nicht nur männlichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund rutscht frauenverachtendes Geschwätz aus dem Mund.  Das verschafft allerdings keinen Freibrief, die Vorkommnisse in Köln einfach zu ignorieren und als Einzelphänomen beiseite zu schieben. Prävention ist das Schlagwort. Das Thema Gleichberechtigung, der respektvolle Umgang mit Frauen und Mädchen ist bisher viel zu wenig Thema in den Schulen, ganz besonders in den Familien, wie der Vater so der Sohn. Es gibt in Sachen Gleichberechtigung und Respekt nicht nur bei denjenigen Nachholbedarf, die in den „Deutsch für Ausländer“- Kursen  sitzen.